Familienarchiv Karl-Jürgen Klothmann

A) Das Bild der Familie Böckelmann (1396 - BILDERalbum) mag um 1906 entstanden sein. Es zeigt die Eltern mit ihren Kindern, die jungen Damen "im Weißen". In der hinteren Reihe stehen in der Mitte der stolze Vater Wilhelm Böckelmann, das Oberhaupt der Familie. Rechts von ihm ist der älteste Sohn Wilhelm in Uniform zu sehen, ca. 20 Jahre alt und 1886 geboren. Wilhelm fiel im I. Weltkrieg. Es war für meine Großmutter das erste von drei schrecklich tragischen Todesfällen in den beiden Weltkriegen (ihr erster Ehemann fiel 1918 in Frankreich, ihr Sohn Karl-Heinrich (Heinz) 1942 im zweiten Weltkrieg in Rußland).
Auf der anderen Seite des Vaters steht Heinrich, der spätere Erbe des Böckelmann-Hofes in Osterbönen. Er kam im Jahre 1891 zur Welt, war also ca. 15 Jahre alt. Er trägt eine Taschenuhr an der Kette, möglicherweise das Konfirmationsgeschenk der Eltern.
In der unteren Reihe in der Mitte sitzt die arbeitsame Bäuerin und Mutter, Caroline Isenbeck genannt Haunert. Sie trägt sicherlich ihr Festkleid. Links außen auf dem Bild erkennen wir Ernst, 1893 geboren und zum Zeitpunkt der Aufnahme also etwa 13 Jahre alt. Ihm zur Seite, im obligatorischen "Weißen" die Schwester Hedwig, 1889 geboren, später in Weetfeld verheiratete Rebber. Auf der anderen Seite der Mutter steht die Jüngste, Caroline, die wir Tante Lilly nannten, Jahrgang 1898. Sie ehelichte den Südkamener Bauern Karl Brüggemann. Daneben, ebenfalls "im Weißen" meine Großmutter Luise, Jahrgang 1888. Und rechts außen der Jüngste, Sohn Karl Böckelmann, später Realschulrektor in den Gegend von Osnabrück.
B) An Karl Böckelmann kann ich mich nur noch schwach erinnern. Schlank gewachsen und in meiner Erinnerung korrekt gekleidet, waren er und seine Frau "Mieze" (Tante Mieze) in "Intellektuellen" der Böckelmann-Familie. Mit seiner Ausbildung und dem Lehrerberuf fiel Karl deutlich aus dem bestimmenden bäuerlichen Umfeld seiner Verwandtschaft heraus.
Nach dem Besuch des Lehrer-Seminars in Gladbeck trat er 1919 in den staatlichen Schuldienst ein. Er brachte es bis zum Mittelschul-Rektor, eine für den Bauernsohn einigermaßen gute Karriere. Ob er Nationalsozialist gewesen war oder nicht, 1957 jeenfalls taucht er in der Lister der Lehrer der Mittelschule in Schüttdorf in Niedersachsen an der Grenze zu Westfalen auf, und zwar als "Mittelschul-Rektor a.D.". Das könnte auf eine Entnazifizierungs-Maßnahme schließen lassen. Aus Erzählungen von Großonkel und -tante weiß ich um die schweren Bombardierungen Osnabrücks im 2. Weltkriege, dem Wohnort dieser Verwandten.
Tante Mieze und Tochter Gerda besuchten Schwägerin (Großmutter Luise) und Schwager hin und wieder in den Schulferien. Die beiden habe ich mutmaßlich im Jahre 1958 ein letztes Mal anläßlich eines Besuches der Geschwister und ihrer Angehörigen bei meiner Großmutter in Heeren getroffen. Auf dem Bild fehlt Karl Böckelmann. Ich nehme an, daß er bereits gestorben war, zumal Tante Mieze schwarze Kleidung trug.